Orks vs. Zwerge - Der Schatz der Ahnen by Orgel T.S

Autor:Orgel, T.S.
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2014-10-28T04:00:00+00:00

SEKESH

Corsha stemmte sich gegen Sekeshs Griff, erstaunlicherweise jedoch ohne Erfolg. Die wesentlich leichtere Schamanin hielt sie mit eisernem Griff fest. »Kssssschhh!« Sie zischte Corsha leise ins Ohr. »Reiß dich zusammen. Wir können nichts tun!«

Die füllige Leibwächterin gab schließlich ihre Gegenwehr auf, löste ihre Augen jedoch nicht von dem Spalt, den die Lederdecke vor der Türöffnung des Wachraums ließ. »Nichtstun ist nicht die Art der Felsenbären!«, zischte sie ebenso leise zurück. »Und sie haben Krendar, den Kleinen und Modrath!«

»Und vier mal zehn andere, Weiber und Welpen inbegriffen. Ich weiß«, sagte Sekesh leise. »Außerdem sind sie zweimal zehn Menschen und über eine Doppelfaust Zwerge. Wir sind zu viert. Was glaubst du, können wir tun?«

»Ich glaube, wir könnten uns zum Beispiel ziemlich einfach umbringen lassen«, bemerkte Ronkh.

Corsha warf ihm einen düsteren Blick zu.

»Ich kann den Linken und den alten Mann nicht sehen«, bemerkte Razar, der vorsichtig aus der Fensteröffnung schielte.

Sekesh biss die Zähne zusammen. Darum kann ich mich nicht auch noch kümmern. »Wir bleiben hier«, entschied sie. »Warten, bis sie vorbei sind. Sie sind nicht schnell. Ihr wisst doch: Stumpenbeine. Wenn sie den Broca und Modrath bis jetzt nicht umgebracht haben, dann werden sie es so schnell nicht tun. Niemand fängt einen Oger, wenn er ihn umbringen kann. Es sei denn, er hat wirklich gute Gründe dafür. Wir sehen zuerst nach, was dort hinten passiert ist.«

Corsha schielte auf die Marschkolonne, die in kaum vier Doppelschritten Entfernung an dem kleinen Wachunterschlupf vorüberzog. »Und die Ahnen darum zu bitten, dass keiner von denen auf die Idee kommt, hier noch mal reinzusehen, kann auch nicht schaden«, murmelte sie.

Sekesh verzog das Gesicht. Die Ahnen sind tot. Wir haben sie getötet. Sie sah auf das Gesicht des toten Aercjungen hinab. Angespannt streichelte sie die winzige Flugechse, die sich im Pelz ihres Kragens verbarg. Ihre andere Hand umklammerte den Griff eines Messers, so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.

Erst als die Stille draußen länger als hundert Atemzüge anhielt, ohne dass sich mehr regte als der Wind, der zarte Schneeschleier vor sich her trug, wagten es die Aerc, aufzuatmen.

»Sie sind weg«, stellte Sekesh schließlich fest.

»Oder es ist eine Falle«, gab Ronkh zu bedenken.

Sein Bruder warf ihm einen Seitenblick zu. »Meinst du?«

Ronkh erwiderte den Blick. »Klar. Sie werden direkt um die Ecke auf dem schmalen Pfad in der Felswand auf uns warten, um uns einen nach dem anderen anzugreifen.«

Razar kratzte sich die Nase. »Hm. Zuzutrauen wäre es ihnen. Hinterlistige kleine Scheißer, die Zwerge.«

Der andere schüttelte den Kopf und sah Corsha an. »Bist du sicher, dass ich nicht doch allein geboren wurde und der nur meine Nachgeburt ist?«

Sekesh achtete nicht länger auf die Brüder. Sie schob die steife Plane vor der Türöffnung beiseite und duckte sich nach draußen auf den kleinen Platz. Das leise Pfeifen des Winds schien die Stille nur noch zu vertiefen. Sie sind tatsächlich weg.

Die Schamanin sah den Bergpfad hinab, auf dem die Zwerge mit ihren Gefangenen verschwunden waren. Und mit ihnen Krendar und Modrath.

Die Wühler legten ein ordentliches Tempo vor. Ihre Marschkolonne war schon in beachtlicher Entfernung und ein ganzes Stück tiefer in der Wand zu sehen.

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